ON TOUR mit unserem GastBlogger Anestis: An was denkst du bei Griechenland?

Klar, bei Reisen nach Griechenland denkt man an Sonne, Inseln, Tavernen und lange Sandstrände mit tiefblauem Meer. Viele haben Griechenland schon einmal als Urlaubziel gewählt oder verbringen dort sogar regelmäßig ihren Urlaub. Die bekanntesten Ziele Griechenlands liegen im Süden oder auf den Ägäis Inseln.

Der Norden ist jedoch vergleichsweise unbekannt und ich würde das gerne ändern, denn ich finde, dass die Regionen Nordgriechenlands noch so etwas wie Geheimtipps sind.

Wer ich bin? Ich heiße Anestis Papadopoulos und lebe in Deutschland. Mein Vater kam in den 60er Jahren aus dem Norden Griechenlands nach Deutschland, lernte meine deutsche Mutter kennen und blieb. Der Rest ist Geschichte.
Den Norden Griechenlands kenne ich daher einigermaßen gut. Vor allem die Region um die Stadt Xanthi, aus der meine Familie stammt. Aber auch die Städte Kavala, Drama und natürlich die Insel Thassos. Aber der Reihe nach…….

Was sofort auffällt, ist die grüne Landschaft. Nordgriechenland ist vergleichsweise wasserreich. Deshalb ist es auch im Hochsommer noch grün was, wie ich finde, sehr angenehm ist. Das Wetter meint es, wie meistens in Griechenland, zu 99 % gut mit einem. 
Ich finde die idealste Zeit um hinzufahren, ist von Mai bis Oktober, dabei ist die Badesaison von Juni bis September. Wer sich mal für ein paar Tage aus dem Hamsterrad ausklinken und nur seine Ruhe möchte, kann sogar noch bis Anfang Dezember hinfahren. Mildes Wetter bis 16°C mit vielen Sonnenstunden sind im Herbst und Winter keine Seltenheit. Ab Januar bis April ist es meist wechselhaft und kann auch mal kalt, regnerisch und ungemütlich werden.

Für mich hatte Nordgriechenland schon immer einen ganz besonderen Reiz. Es ist vor allem die Mischung aus Bergen und dem Meer. Egal, ob man gerne die Ruhe der Bergdörfer mit Wandern oder Mountainbike fahren, oder Badeurlaub mit Stränden, Tavernen und Nachtleben genießen möchte. Man kann beides gleichzeitig haben. 
Alles liegt nah beieinander und ist mit dem Auto gut erreichbar. Schon bei einem Kurztrip von 1 Woche und mit etwas Vorab- Planung kann man sich eine schöne individuelle Reise organisieren, bei der es garantiert nicht langweilig wird.

Im Vergleich zu den bekannteren Gebieten Griechenlands ist der Tourismus im Norden nicht so dominierend. Das hat den Vorteil das man dort auf das normale Leben trifft. So komisch wie das auf den ersten Blick vielleicht klingt. Die Menschen die man trifft leben tatsächlich da und nicht nur während der Saison.

Apropos Menschen. Die Gastfreundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Offenheit sind sprichwörtlich. Man bekommt schnell Kontakt und nicht selten trifft man auf Menschen die eine Zeit Ihres Lebens in Deutschland verbracht haben. Das ist zwar jetzt nicht sehr weit hergeholt. Aber andererseits macht das Umfeld in dem man sich kennenlernt manchmal den Unterschied. Die Lehrerin, den Studenten, den Landwirt, den Handwerker, die Bankangestellte oder die Hausfrau mit ihren Kindern. Bei Streifzügen durch die Städte, Plätze, Märkte oder Cafés kann man mit den Menschen in Kontakt kommen oder beim Kaffee trinken, in mediterraner Gelassenheit das Leben beobachten und die Zeit totschlagen. Übrigens eine meiner Lieblingsbeschäftigungen….

Die Städte der Region haben eine Altstadt mit Geschäften, Restaurants und Bars. Viele Gebäude stammen aus historisch bewegten Zeiten. Zum Beispiel die Häuser gehobener Bürger, die mit dem Tabakhandel reich wurden. Gerade der Tabak hat hier seine architektonischen Spuren hinterlassen. Alte Tabakhandelshäuser und Lagerhallen beherbergen heute Museen, Restaurants oder sind Locations für kulturelle Veranstaltungen. Die Bars und Restaurants sind eine Klasse für sich. Die Krise hat dazu geführt das man sich wieder auf seine alten Stärken besinnt. Kreativität, coole Bars und traditionelle Küche. Wer in den Altstädten abends ausgeht kann sich die volle Breitseite des „Greek Lifestyle“ verpassen lassen.

Generell haben vielen Epochen ihre kulturellen Spuren hinterlassen. Angefangen bei den Griechen der Antike, den Römern, Byzantinern und den Osmanen. Die byzantinische Zeit ist mit ihren Klöstern und Kirchen sicher die sichtbarste von allen. Die griechisch-orthodoxe Kirche trägt dazu bei indem sie die Gebäude erhält und ausbaut. Überhaupt spielt die Kirche eine große Rolle im Leben der Griechen. Wer einmal einen typisch griechisch-orthodoxen Gottesdienst erleben möchte kann das insbesondere an Wochenenden in nahezu jeder Stadt oder auch Dorf. Ostern ist übrigens auf jeden Fall ein Erlebnis. Außer vielleicht für Veganer.

Der Flughafen von Thessaloniki ist die erste Adresse um die Reise anzutreten. Thessaloniki ist die zweitgrößte Stadt Griechenland und so etwas wie die Hauptstadt des Nordens. Der Flughafen ist international und mit vielen deutschen Flughäfen verbunden. Unter anderem fliegen nahezu alle bekannten Low- Cost Airlines Thessaloniki an. Die öffentlichen Verkehrsmittel über Land sind nicht so gut ausgebaut. Ich empfehle daher auf jeden Fall ein Auto zu mieten. Am besten gleich mit dem Kauf des Flugtickets. Die Autovermietungen haben ihre Büros und Stellplätze direkt am Flughafen. Übergabe und Rückgabe sind dadurch sehr bequem und zeitsparend organisiert.

Sobald man mit dem Auto den Flughafen verlässt kommt man auf die großen Zubringerstraßen die einen entweder in Richtung Zentrum bringen oder zu den Autobahn Anschlüssen. Im Großraum Thessaloniki leben so ca. 2 Millionen Menschen. In einem Verkehrschaos unterzugehen, muss man jedoch nicht befürchten. Allerdings sollte man gut auf die Beschilderung achten um seine Abfahrt nicht zu verpassen. Neben griechisch sind sämtliche Schilder auch in englisch beschriftet. Um direkt auf die Autobahn zu kommen nimmt man vom Flughafen aus die große Ringstraße (gr. „Periferiakos Odos“ oder „Ringroad“). Diese Straße führt im großen Bogen um Thessaloniki herum. Entlang der Ringstraße befinden sich die Autobahn Abfahrten die in Richtung Ziel führen, in unserem Fall die A2 in Richtung Kavala.
Die A2 ist Teil der sogenannten „Via Egnatia“ Straße, eine West- Ost Verbindung aus römischer Zeit die bis nach Istanbul führt. Heutzutage natürlich als 2 spurige Autobahn auf gewohntes Niveau ausgebaut. Wenn man Thessaloniki hinter sich gelassen hat fährt man nach einer gewissen Zeit größtenteils entlang der sehenswerten Küste mit Blick aufs Meer und blühendem Oleander an der Straße. Jetzt nur nicht die Abfahrt verpassen…..

Xanthi, Kavala, Drama und die Insel Thassos. Diese Kombination beinhaltet genau die Mischung die ich zu Beginn beschrieben habe. Meine Familie stammt aus einem Dorf nahe der Stadt Xanthi. Deshalb war Xanthi für mich immer der Ausgangspunkt meiner Erkundungen und Fahrten in der Region. Von Xanthi aus kommt man mit dem Auto schnell und problemlos in die Natur des angrenzenden Gebirges, ans Meer oder zur Fähre nach Thassos in Keramoti. Kavala und Drama sind ebenfalls schnell zu erreichen. Je nach Vorbereitung lassen sich so schöne Tagesausflüge organisieren. Es lohnt sich, sich auch mal ohne Tagesplan treiben zu lassen.

Xanthi liegt etwa 200 östlich von Thessaloniki und am Fuß der Rhodopen. Die Altstadt ist Teil des Stadtzentrums am zentralen Platz (gr. Plateia) mit seinem Wahrzeichen, dem großen Uhrenturm. Typisch sind die vielen Geschäfte, Bars und Restaurants mit exzellenter griechischer Küche. Das Auto sollte man in jedem Fall stehen lassen und die Altstadt Gassen zu Fuß erkunden. Die Markthallen darf man dabei nicht vergessen. In Xanthi findet einmal im Jahr das große Altstadtfest mit Kultur, Life- Musik und gutem Essen statt. Aber ehrlich gesagt ist in der Frühlings- und Sommersaison jeden Tag „Altstadtfest“. Im Februar ist in Xanthi, zeitgleich mit Deutschland, Karneval mit Umzug, Straßenfest und allgemeinem Ausnahmezustand. Ein früherer Bürgermeister soll sich den Karneval in Deutschland abgeschaut haben. Fragt sich nur noch ob in Köln oder Mainz. Mittlerweile ist der Karneval von Xanthi in ganz Griechenland bekannt. Nette Filmchen dazu findet man im Web.

Wer auf Natur steht, dem empfehle ich einen Ausflug nach Stavroupolis (ist ausgeschildert). Stavroupolis ist ein malerisches Bergdorf ca. 20 km von Xanthi entfernt und mit dem Auto problemlos zu erreichen. Schon die Fahrt dahin führt durch reizvolle grüne Berglandschaften. Wer möchte kann im Restaurant „To Steki“ traditionelle Küche genießen oder einfach nur auf dem Dorfplatz einen Kaffee trinken. Ein Spaziergang durch das Dorf lohnt sich ebenfalls.
Ein weiterer Ausflug geht zur Lagune von Porto Lagos ca. 16 km von Xanthi. Die Lagune liegt am Meer und ist ein Vogelschutzgebiet. In der Lagune befindet sich eine Insel mit einer Wallfahrtskirche die man zu Fuß über eine Holzbrücke erreichen kann. Mein Tipp: Am besten abends zum Sonnenuntergang hinfahren.

Die Hafenstadt Kavala liegt ca. 65 km von Xanthi entfernt und ist an zum Meer abfallenden Berghängen gelegen. Das gibt der Stadt etwas Monaco– haftes. Die Altstadt befindet sich auf einem Felsen mit einer Burg auf der Spitze. Einen Streifzug durch die Altstadt mit Ihren Geschäften und Tavernen sollte man nicht versäumen. Ein Wahrzeichen ist das Aquädukt aus römischer Zeit.
Neben dem Hafen mit seinen Fischtavernen sollte man auf jeden Fall das Imaret besuchen. Das Imaret befindet sich in der Altstadt und war in osmanischer Zeit ein Hospital. Jetzt ist es ein Hotel mit Restaurant und Café. Der Besuch ist eine kleine Zeitreise. Wer möchte kann im Sommer einen Badestopp an den Badestränden von Nea Peramos oder Nea Iraklitsa einlegen.

Drama liegt ca. 60 km von Xanthi entfernt und hat, Überraschung, eine Altstadt zum shoppen und ausgehen. Besonders die Parks mit den Wasser- Quellen und Cafés sind in der warmen Jahreszeit ein Publikumsmagnet. Viele Gebäude und Lagerhallen aus der Zeit des Tabakanbaus wurden dazu hergerichtet. Besonders bekannt ist Drama auch für sein Kunsthandwerk z.B. Kupferarbeiten oder für handgemachte Mosaiken nach traditionellen Vorbildern wie sie von Kyriakos Emporiadis hergestellt werden.
Für Bergfreaks befindet sich in der Nähe von Drama das Falakro Gebirge. Mit ca. 1800 m nicht gerade die Alpen aber immerhin mit einem Ski Gebiet und einer schönen Bergwelt. Der Fernwanderweg E5 verläuft durch das dortige Gebirge ostwärts. ​

Die Insel Thassos, was soll man sagen. Einfach hinfahren. Vom Hafen Keramoti ist es mit der Fähre eine schlappe halbe Stunde zur Insel. Die Fähre ist auf der Autobahn A2 ausgeschildert und nicht zu verfehlen. Um die Insel herum führt eine Straße an der entlang eine Strandbucht nach der anderen kommt. Der beste Strand ist für mich in Skala Potamia. 2 km Bucht mit Sandstrand, Pensionen, Tavernen und Wahnsinnspanorama. Kult Getränk am Strand ist neuerdings der Cappuccino Fredo der den Frappe langsam ablöst. Beide sind sich zwar irgendwie ähnlich nur das der Fredo halt ein aufgeschäumter Cappuccino ist.
Von Skala Potamia lassen sich alle Ziele auf der Insel bestens erreichen z.B. die Hauptstadt Limena mit dem alten Hafen und den Sehenswürdigkeiten wie dem antiken Theater. Und wer abends nur eine gute Zeit mit essen und ausgehen verbringen will kann sowieso nix falsch machen.
Mein Spezialtipp ist das malerische Dorf Kazavitis oberhalb von Prinos. Wer Lamm und Ziege vom Spieß probieren möchte ist dort richtig. Es gibt aber auch andere Fleischsorten. Für Veganer ist die Karte allerdings etwas einseitig……

Für den Anfang empfehle ich einen Kurztrip von ca. 1 Woche. Auf den bekannten Buchungsportalen kann man problemlos Zimmer oder sogar FeWo finden. Einfach die Namen eingeben. Auch sonst kann man über die beschriebenen Ziele im Web alles sonst noch Wissenswerte finden.
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Und jetzt nochmal im Überblick:

• Ankunft Flughafen: Thessaloniki
• Autobahn A2 „Via Egnatia“ von Thessaloniki in Richtung Kavala
• Ziele: Städte Xanthi, Kavala, Drama
• Fähre zur Insel Thassos ab Fährhafen Keramoti alle Stunde.

Ich würde mich freuen über Erlebnisse aus dem Norden Griechenlands zu erfahren. Auch Fragen werde ich hier in den Kommentaren, so gut ich kann, beantworten. Euer Gastblogger: Anestis.